Holocaust-Mahnmal

von Erik Boß

Foto: Touristen im Holocaust-Mahnmal - (c)2012. Aufnahmestandort

Zwischen dem Brandenburger Tor und dem Potsdamer Platz befindet sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es ist ein eigentümlicher Ort. Die meisten Menschen dort sind Berlin-Touristen, viele in Gruppen, viele zu zweit. Wer vom Brandenburger Tor kommt, und das sind sicherlich sehr viele Menschen, begegnet dem Mahnmal unvermittelt. Ganz untypisch deutsch gibt es keinen Zaun, keine Mauer, keine Türe, die sich absperren ließe. Der Komplex ist immerzeit begehbar. Und ebenso untypisch deutsch ist, dass es hier gar keine Schilder gibt. Nirgendwo eine Erklärung. Der aufgeklärte Tourist, so können wir annehmen, ist belesen und weiß Bescheid. Aber wissen wirklich alle Bescheid? Nehmen wir an, ein ahnungsloser Mensch begegnet diesem Steinhaufen. Kann dieses Bauwerk sich selbst erklären? Wo es schon schwerfällt, die Grauen der Vernichtung zu denken, da ist sicher ein Denkmal überfordert, dies stumm zu tun. Also will es sicherlich etwas anderes. Aber was will das Denkmal? Meine Anwort darauf ist, dass jeder Einzelne hier für sich selbst eine Antwort finden kann, die dann auch gültig ist.

Als ich zum Denkmal kam, schien die Sonne. Die Menschen kamen vom Brandenburger Tor und waren heiter gestimmt. Viele setzen sich auf die Steine, machen eine Rast und schauen in ihre Reiseführer. Kinder springen über die Steine, einige spielen in den langen Gängen Verstecken.

Dürfen wir so mit dem Denkmal umgehen? Ich weiß es nicht, aber wären hier nicht Leben und Tod so aufeinandergeprallt, wahrscheinlich hätte ich mir gar keine Gedanken über die ermordeten Juden Europas gemacht an diesem Tag.

Offensichtlich wissen auch die Behörden nicht so recht, wie sie mit diesem offenen Denkmal umgehen sollen. Es werden Sicherheitsleute beschäftigt. Ältere Männer, die mit hochrotem Kopf hinter Jugendlichen hinterherrennen und diese zurechtweisen. "Ihr dürft nicht über die Steine springen" faucht ein Wachmann die Jugendlichen an. "Warum?" fragen diese ganz offen. Die verblüffende Antwort unseres Wachmanns: "Warum, warum? Warum ist die Banane krumm?" Diese kleine Episode sagt sehr viel über diesen Ort aus. Über die Hintertür werden doch Schilder und Zäune errichtet, in Form von Security. Und dann geht Sicherheit über alles, keine Pädagogik oder Einfühlname mehr. Mein Vorschlag: Diese Männer werden wieder abgezogen, statt dessen können ehrenamtliche Berliner dort anwesend sein, engagierte Leute, die noch etwas zu sagen haben.

Vielen Dank für das Interesse an meinem Foto-Blog.Lächelnd
Erik Boß

Zurück