Gerhard Richter

von Erik Boß

Foto: Warteschlange vor der Neuen Nationalgalerie - (c)2012. Aufnahmestandort

Am 9. Februar ist der Maler Gerhard Richter achtzig Jahre alt geworden. Zu Ehren des Künstlers zeigt die Neue Nationalgalerie 150 Werke aus allen Schaffensperioden.

Gerhard Richter ist ziemlich berühmt. Auf der Rangliste der weltweit bedeutendsten Künstler stand er oft auf Rang 1. Seine Werke erzielen Rekordpreise, das Bild mit der Kerze etwa wechselte im Oktober 2012 für 12 Mio. Euro den Besitzer. Die Begeisterung der Kunstwelt für Richter steht in einem merkwürdigen Gegensatz zu der Ratlosigkeit, mit der ein Großteil des Publikums seine Bilder betrachtet. Die Kerze zum Beispiel wirkt geradezu banal. Was soll daran so toll sein? Und vor einem abstrakten Bild von Richter denkt so mancher Besucher im Stillen: Das könnte ich auch!

Um die Bedeutung von Richters Bildern zu verstehen, sind weiterführende Informationen unerlässlich. Deshalb bietet die neue Nationalgalerie Führungen an. Individuell mit Kopfhörer oder Gruppenführungen. Viele seiner Gemälde sind verwischt und erscheinen dadurch eigenartig diffus. Damit wendet er sich gegen die scheinbare Objektivität der Fotografie. Fotos können ein trügerisches Gefühl von Sicherheit vermitteln: So ist die Wirklichkeit und nicht anders. Richter meint: „Wir sehen doch nur, wie es unser Linsen-Apparat Auge zufällig vermittelt.“ Ein bekannter Ausspruch von ihm lautet: „Alles sehen, nichts begreifen.“

Zur Unschärfe seiner Foto-Gemälde sagt Richter: „Ich verwische, um alles gleich zu machen, als gleich wichtig und gleich unwichtig.“ Lobeshymnen auf sich sieht er eher skeptisch: „Was mir … sehr unangenehm ist, sind die vielen Menschen, die sagen werden, wie toll die Ausstellung ist“, sagte er kürzlich der „Welt am Sonntag“. „Das sagen sie immer, es sei ganz toll. Und das bedeutet ja nichts.“

Was war für mich als Fotografen interessant an dieser Ausstellung? Auf jeden Fall, dass die Bilder von Richter, die von weitem aussehen wie Fotografien, die interessantesten Bilder sind. Die Besucher stehen vor diesen Bildern und staunen, wie echt sie aussehen. Dabei sind es stets alltägliche Motive. Ich weiß darauf auch keine Antwort, aber warum schauen sich Menschen banale Bilder vom Alltag an und rätseln, ob es gemalt oder fotografiert ist?

Vielen Dank für das Interesse an meinem Foto-Blog.Lächelnd
Erik Boß

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